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Turandot's Tod im See

Karten für die Bregenzer Festspiele unter www.bregenzerfestspiele.com.

Bregenzer Festspiele/Karl Forster

In ihrer ersten Aufführung nach der Premiere soff die Turandot-Aufführung in strömenden Regen und unter Blitz und Donner regelrecht ab. In einer irrwitzigen Entscheidung der Festspielorganisation ließ man die Aufführung im Freien beginnen, obwohl es bereits seit fast zwei Stunden intensiven Regen gab. Als man nach einer Stunde Spiel dann doch abbrach, gab es eine riesige Verärgerung unter den Festspielgästen, denn hätte man von Anfang an bereits im Festspielhaus aufgeführt, viele Unannehmlichkeiten wären erspart geblieben. Da man aber nur 50 Minuten lang unter schrecklichsten Bedingungen dieser Oper folgen konnte ist der Berichterstatter nicht willens, die total falsche Entscheidung auch noch mit einer Rezension zu versehen, die er nie ganz gesehen hatte.

 

Der Inszenierung von Marco Arturo Marelli merkt man von Anfang an, dass sie nicht für die Seebühne eingerichtet wurde, sondern in ähnlicher Form bereits in Stockholm und später in Graz gezeigt und im April 2016 in der Wiener Staatsoper zu sehen sein wird. Sicher die monumentalen Ausmaße der Chinesischen Mauer und die Terrakotta-Armee im Bühnenhintergrund, die sich im Bodensee wohl ihr nasses Grab suchen soll, sind beeindruckend, allerdings nutzt Marelli in Wirklichkeit diese Chancen nicht sonderlich, lässt vornehmlich auf einen abgeschnittenen Zylinderstumpf spielen, der mit der Zeit etwas langweilig wirkt. Originell die drei Minister Ping, Pang und Pong in ihrer Gruselszene mit den Köpfen, stimmlich bemerkenswert André Schuen als Ping. Über den kurzen Auftritt des Kaisers im Rollstuhl und Prinzessin Turandot in einem Lampionsboot ist wenig zu sagen, da sie nur statuenhaft anzusehen waren. Riccardo Massi als Calaf und szenenweise auch Puccini-Double weist einen respektablen Tenor auf und ist sicher ein großer Gewinn für diese Aufführung. Dirigent Paolo Carignani gelingt mit den Wiener Symphonikern eine tadellose Musikinterpretation, die leider über die Tonanlage nicht immer wirklich zur Geltung kommt. Die Chöre aus Bregenz und Prag sollten umgehend an ihren Einsätzen arbeiten – wozu gibt es eine Chorleitung.

 

Über den Erfolg der Aufführung und den Applaus kann nicht berichtet werden, da das Publikum nach Abbruch das Festspielgelände fluchtartig im Tumult verließ. Wer Lust verspüren sollte die Fortsetzung dieser Oper bis zum Ende zu sehen, möge sie doch im April kommenden Jahres in der Wiener Staatsoper besuchen.

 
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