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Republik Polen

Um den Nationalfeiertag gebührend zu begehen luden der Botschafter, S.E. Mag. Artur Lorkowski und der Ständige Vertreter bei der UN und den internationalen Organisationen in Wien, S.E. Adam Bugajski am 3. Mai 2016 zu einem Empfang mit Gartenfest in ihre Botschaftsresidenz.

In einer Vorgeschichte zu diesem Nationalfeiertag sei erwähnt, dass Polen-Litauen im 17. und 18. Jahrhundert mehrere militärische Auseinandersetzungen gegen seine expansionistischen Nachbarn hatte führen müssen. Die Niederlagen und Verwüstungen trieben das Land an den Rand des Ruins. In der Folge der Kriege hatte Polen seine Vormachtstellung in Mittelosteuropa eingebüßt. Diese war an Russland unter den Romanow und an Brandenburg-Preußen unter den Hohenzollern übergegangen.

Die Wahlmonarchie Polen-Litauen wurde zunehmend ein „Spielball" unterschiedlicher Interessen sowohl von außen wie auch im Innern und verfiel langsam in Agonie und politischen Anarchie. Die Zeichen des allgemeinen Verfalls äußerten sich durch die dauerhafte Blockade des Parlaments mittels des Liberum Veto, der Bildung von adligen Bündnissen (sogenannten Konföderationen) gegen die Inter-essen des Staates und des Königs, wenn zum Beispiel die Magnaten ihre Rechte der Goldenen Freiheit durch den König beschnitten sahen. Vorsichtige Reformbemühungen von König Stanisław August Poniatowski, der 1764 nach dem Tod Augusts III. zum König gewählt wurde, führten zur Intervention Russlands, der sich Stanisław August beugte, wogegen sich die Konföderation von Bar, ein Streitbund oppositioneller Landadliger sowohl gegen den König als auch gegen Russland, formte. Deren militärische Niederlage mündete 1772 in der Ersten Teilung Polens. Diese Ereignisse führten im geschrumpften Staat letztlich zu einer Stärkung des Reformlagers um die Aufklärer Hugo Kołłątaj, Stanisław Staszic und Ignacy Potocki, so dass ernsthafte innere Reformen möglich wurden. Im Vierjährigen Sejm (1788–1792) setzten sich die Gegner einer engen Anlehnung an Russland durch. Dadurch entstand eine tragfähige Mehrheit, um durch innenpolitische Reformen, die Handlungsfähigkeit des Staates wieder durchzusetzen. Außenpolitisch positiv war die wohlwollende Haltung Preußens. Durch die innen- und außenpolitischen Konstellationen wurden Reformen möglich, die in der Ausarbeitung und Verabschiedung der Verfassung durch den Sejm gipfelten. Verkündet wurde sie am 3. Mai 1791 durch den König. Die Verfassung vom 3. Mai wurde aber von den Nachbarländern Polens, nicht zuletzt wegen der gleichzeitigen Vorgänge in Frankreich, als eine Bedrohung für deren absolutistische Herrschaftsform gesehen und nach der Konföderation von Targowica und der Intervention Russlands, die im Russisch-Polnischen Krieg von 1792 gipfelten, von Preußen unter Friedrich Wilhelm II. und dem Russischen Reich unter Katharina II. im Rahmen der Zweiten Teilung Polens 1793 wieder außer Kraft gesetzt.

Diese Verfassung vom 3. Mai 1791 gilt als die zweite, moderne Verfassung Europas im Sinne der Aufklärung

(nach der korsischen von 1755). Weltweit betrachtet ist sie die dritte Verfassung nach der Verfassung der Vereinigten Staaten vom 17. September 1787. Als vierte Verfassung folgte wenig später die französische Verfassung vom 3. September 1791. Zu Ehren der Mai-Verfassung wurde der 3. Mai Polens Nationalfeiertag. Seit 2007 ist dieser Tag auch ein Nationalfeiertag in Litauen.

Der Empfang erstreckte sich auf eine Zeitspanne von weit über drei Stunden, da sowohl das offizielle Österreich, alle Botschafterkollegen aber auch die große polnische Community dazu eingeladen waren. Zu Beginn sprachen beide Botschafter Worte der Begrüßung bevor sich Menschenschlangen vor den geschmackvoll dekorierten Buffets ansammelten. Auch im wunderschönen Park konnte man den Grillköchen bei der Arbeit zusehen und mit dem fertigen duftenden Köstlichkeiten wie einst Wilhelm der Eroberer stolz von dannen ziehen. Auch der Wettergott hatte heuer ein Einsehen und spendete herrliches Frühabendwetter, sodass dieser Einladung ein voller Erfolg gegönnt war. Wir danken den beiden Gastgebern im Namen aller Anwesenden sehr herzlich für diese eindrucksvolle Feier. Sie hat der Republik Polen wirklich zur Ehre gereicht.

 
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