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Hofmanns Erzählungen in Bregenz – ein Verwirrspiel in vier Akten

Bregenzer Festspiele/Karl Forster

Heuer stand die Hausoper im Bregenzer Festspielhaus, sonst eher immer im Schatten der großen Oper am See, gewaltiges Interesse im Hinblick auf die Neufassung dieser unvollständigen, phantastischen Oper von Jaques Offenbach durch Regisseur Stefan Herheim zu. Auf ihn übte dieses Werk seit Jahrzehnten eine große Faszination aus. Erstmals nun wagte er sich gemeinsam mit dem Dirigenten Johannes Dabus auf die Suche nach einer Möglichkeit, diese Oper ohne Ende zu Ende zu erzählen. Doch was dabei herauskommt ist zwiespältig.

Da wird die wechselvolle Entstehungsgeschichte, ohnehin durch Ergänzungen und Eingriffe verschiedenster Bearbeiter noch weiter verstümmelt und entfremdet. Rollen wurden zusammengelegt,  andere wiederum gestrichen – der Venedigakt mit Spiegelarie und Septett wird völlig entfremdet, Stella wird als stumme Partie von einem Mann im Glitzerfummel gespielt der bereits zu Beginn besoffen die Treppe hinabstürzt – übrigens das Effektvollste des ganzen Stückes – und all das Wir Warr ergänzt dann noch das Bühnenbild von Christoph Holzer, der eine riesige Showtreppe auf die Bühne stellt um sie mit Varietétalmi bedrohlichen Gewölben und klassischen Horrorversatzstücken auszustatten. Daniel Johannson ist als Hofmann und ex equo Offenbach in dieser Rolle bemüht, stimmlich ist er spröde aber sicher eine passable Besetzung, manchmal sogar ein liebenswerter Träumer. Großartig in seinen Auftritten der vier Schurken Michael Volle – er ist das Böse schlechthin. Was man sich bei diversen Videos geleistet hat geht über den guten Geschmack bei weiten hinaus und zeugt von der heutigen Perversität aktueller Regieeinfälle. Kerstin Avemo besticht als Olympia und Guilietta mit ihren erstaunlichen Koloraturen, ihr gesangliches Gesamtbild erweist sich jedoch als eher unausgegoren. Mandy Frederich als Antonia und teilweise ebenfalls Guilietta ist mit Darstellung und Stimme die große Gewinnerin des Abends. Das am Ende durch Claqueure stark unterstütz jubelnde Publikum darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass dieser Hofmann sicher nicht zu den Sternstunden der Regiearbeiten von Stefan Herheim gehört. Er ist nur eine weitere Facette von Umarbeitungen dieser mysteriösen Oper, die noch so manche Regiegeneration beschäftigen wird.

 
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