Mit dem Testosteron-Blocker Degarelix steht nun eine neue, höchst effektive Wahl in der Therapie des hormonabhängigen Prostatakarzinoms zur Verfügung – und österreichische Patienten sind europaweit die ersten, die von dieser neuen Behandlungsoption profitieren werden. Durch den innovativen Wirkmechanismus kann eine signifikante und bedeutend schnellere Senkung der Testosteron-Werte erreicht werden, was eine verbesserte Tumorkontrolle bedeutet.
„Etwa jeden sechsten Mann trifft die Diagnose Prostatakrebs. Damit ist das Prostatakarzinom die häufigste Krebserkrankung bei Männern, an der in Österreich alle sieben Stunden ein Mann stirbt“, präsentiert Univ.-Prof. Dr. Karl Pummer, Vorstand der Univ.-Klinik für Urologie eine dramatische Statistik. „Die Wahl der Behandlung ist individuell und orientiert sich an der Situation – also Tumorstadium und -aggressivität, Alter bzw. Lebenserwartung sowie allgemeiner Gesundheitszustand – und an den Bedürfnissen des Patienten.“ Neben der Entfernung und der Bestrahlung der Prostata stellt die Hormontherapie eine wichtige Säule in der Behandlung des hormonabhängigen Prostatakarzinoms dar.
Ob und wie schnell entartete Tumorzellen wachsen, hängt vom männlichen Sexualhormon Testosteron ab. Gelingt es, den Testosteronspiegel zu senken, kommt es zu einer Verlangsamung des Wachstums bzw. zu einem Wachstumsstopp des Karzinoms. Diese Hormonblockade kann operativ oder medikamentös erfolgen. Der Goldstandard ist die chirurgische Methode (Orchiektomie), bei der das Hodengewebe entfernt wird. „Obwohl die Operation sehr effektiv ist, empfinden viele Männer sie als „Verstümmelung“ oder „Entmannung“ und scheuen die Endgültigkeit dieser Methode, dessen sichere Folge eine unwiderrufliche Impotenz ist. Deshalb wird meist die medikamentöse Hormontherapie bevorzugt, wodurch Libido und Potenz während der Therapie zwar ebenso beeinträchtigt sind, die psychische Belastung durch den Wegfall der Endgültigkeit aber bedeutend geringer ist“, erzählt die Wiener Sexualmedizinerin und Leiterin der Akademie für Sexuelle Gesundheit, Dr. Elia Bragagna, aus ihrer Praxis.
Problem bisher: Testosteronanstieg
Bei den bisher verfügbaren Hormontherapien (Agonisten) kommt es in den ersten Behandlungswochen zu einem plötzlichen Anstieg des Testosterons im Blut, der kurzfristig zu einer Verschlechterung des Krankheitsverlaufes und zur Beschleunigung des Wachstums der Krebszellen führt. Je nach Tumorgröße und Lokalisation der Metastasen kann das schwerwiegende Auswirkungen haben. Um diesen Testosteronanstieg abzufangen, braucht es die zusätzliche Einnahme von Androgen-Rezeptorblockern (Antiandrogene), womit die Wirkung im Vergleich zur chirurgischen Kastration deutlich später einsetzt (2,5 Stunden vs. 2-4 Wochen). Ein Problem ist zudem, dass die Krebszellen im Laufe der Zeit häufig lernen, auch ohne hormonelle Stimulation zu wachsen, also Resistenzen entwickeln.
Degarelix: Neuer einzigartiger Wirkmechanismus senkt Testosteron ...
Nun steht für Österreichs Prostatakrebs-Patienten ein neuer Ansatz in der Hormontherapie zur Verfügung: der Testosteron-Blocker Degarelix. Degarelix weist im Vergleich zu den bisherigen Substanzen einen völlig neuartigen Wirkmechanismus auf. „Die Produktion von Testosteron wird vom Gonadotropin freisetzenden Hormon (GnRH) angeregt. Degarelix besetzt diese Rezeptoren an der Hirnanhangdrüse, wodurch die Testosteron-Produktion schneller, radikaler und dauerhaft blockiert werden kann. Das Risiko des vorübergehenden, plötzlichen Testosteron-Anstiegs wird von Beginn an ausgeschalten “, zeigt sich Prim. Dr. Wolfgang Loidl, Urologe am Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern in Linz, von der neuen Behandlungsoption überzeugt.
Im Rahmen der Zulassungsstudie konnte eine Absenkung des Testosteronspiegels unter den erforderlichen Wert von 0,5 ng/ml binnen 3 Tage bei 96% der Degarelix-Patienten gezeigt werden. Kein Patient, der mit der Vergleichssubstanz Leuprorelin (der weltweit am häufigsten eingesetzte Agonist) behandelt wurde, erreichte diesen Wert in dieser kurzen Zeit; es wurde sogar ein Testosteronanstieg um 65% festgestellt. „Damit ist Degarelix mit der Sofortwirkung der chirurgischen Entfernung der Hoden vergleichbar – ohne die belastenden psychischen Folgen einer irreversiblen Impotenz“, so Loidl. Die bisher verfügbaren GnRH-Agonisten hingegen bewirken eine anfängliche Überstimulierung der Hirnanhangsdrüse (2-4 Wochen), danach kommt es zur Desensibilisierung, wodurch die Testosteronwerte auf Kastrationsniveau fallen.
... und PSA schneller, tiefer und dauerhaft
Die rasche, effektive und dauerhafte Senkung durch Degarelix konnte auch für das Prostata-spezifische Antigen (PSA) nachgewiesen werden. Der PSA-Wert ist ein wichtiger Indikator für das Ausmaß der Krebserkrankung und wird für die Verlaufskontrolle des Prostatakarzinoms herangezogen.
Degarelix eröffnet durch den grundlegend innovativen Wirkansatz neue Perspektiven in der Behandlung des hormonabhängigen Prostatakarzinoms. „Für uns Patienten bedeutet der GnRH-Blocker Degarelix eine neue Hoffnung“, ergänzt DI Werner Pokstefl von der Selbsthilfe Prostatakrebs.
Der GnRh-Blocker ist als monatlich zu verabreichende, subkutane Injektion seit März 2009 in Österreich erhältlich.