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DAS WEITE LAND von Arthur Schnitzler

Der Theaterverein Babsi el Absolom zeigt Schnitzlers „Das weite Land“ im Architekturbüro in der Wiener Gumpendorferstraße. Eine junge Produktion ist es, und - wie sie selbst meinen - ein Versuch, ein Experiment. Zur Premiere fanden sich die Zuschauer, unter ihnen Prominenz des Theaters in der Josefstadt wie Intendant Herbert Föttinger, Schauspielerin Hilde Dalik und sogar Autor Peter Turrini, dessen neues Stück gerade an der Josefstadt geprobt wird, im voll besetzten „Architekturbüro“ ein.

Einen neuen, unverstellten, nicht traditionellen Blick auf Schnitzlers Stück wollte das junge Ensemble wagen. Dies ist weitgehend gelungen. Alexander Pschill und Kaja Dymnicki haben mit einzelnen Versatzstück-Möbeln und sehr gut besetzten Darstellern tatsächlich eine Direktheit in Schnitzlers Stück aufgefunden, die sehr heutig ist und - oh Wunder bei Schnitzler - sogar an etlichen Stellen zum Lachen reizt.

Am Anfang wird man von jedem Schauspieler, alle verstreut in einem großen Raum sitzend, über das Schicksal der zu spielenden Figur informiert, nach und nach enthüllen sich die für Schnitzler so typischen Seelen-Abgründe, Wünsche, Sehnsüchte der Menschen. Und deren Verstrickungen untereinander.

Die Hausfrau, und der Hausherr, glänzend gespielt von Carola Pojer und Ljubisa Lupo Grujcic, vergeben sich nichts im Machtkampf der Gefühle. Er geht seit längerem sicher fremd, sie hat oder hatte nicht ein Verhältnis mit dem soeben ins Wasser gegangenen Russen Alexej Korsakow. Liebe, Sehnsucht, Eifersucht, ungestilltes Verlangen, all diese im Stück sehr dicht verhandelten Themen kommen bei dieser jungen Truppe wirklich erstaunlich echt und direkt ans Publikum heran. Man kennt, so man schon über 30 Jahre ist, all diese Träume, Versprechungen und das Scheitern.

Nach der Pause ist die einzige Länge zu vermerken und dass die Truppe, die vor Verschneidungen mit Passagen aus dem Film „Der weiße Hai“ nicht zurückschreckt, das Thema „Duell“ so altmodisch bestehen lässt, hätte man sich anders gewünscht. Zeitgemäßer übersetzt zum Beispiel: Was kann ein „Duell“ unter eifersüchtigen Männern HEUTE bedeuten? Wie findet es statt, OHNE im Duellplatz real stattzufinden?

Trotzdem: Der Versuch ist geglückt. Man ist berührt von allen Themen der Seele und des weiten Landes und geht, begeistert von Einfallreichtum und dem gutem Spiel, zufrieden Heim.

Zum Gelingen des Abends tragen bei: Christian Gnad, Lisa Reichetseder, Sophie Berger, Silvia Wohlmuth, Johannes Huth, Albert Meisl, Lisa Habermann, Jasmin Bilek, Christian Strasser, Kevin Perry.

 
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