Um die erste Jahrtausendwende errichtet erlebte die Burganlage unter der Burgherrin Alhaid von Reinsberg (1243-1315) ihre gesellschaftliche und wirtschaftliche Blüte. Die Dachsteuer Kaiser Josef II. besiegelte das Schicksal der Reinsberger Burg. Über zwei Jahrhunderte dem Verfall preisgegeben war ein historisches Theaterstück zum Pfarrjubiläum 1991 der Anstoß zur Renovierung der Burgruine. Nach einer Reihe von Mozartopern in den vergangenen Jahren wurde heuer die große Freiheitsoper von Beethoven „Fidelio“ geboten, wobei für die Regie Michael Sturminger, für die musikalische Leitung Martin Haselböck und der Festspielchor Reinsberg verantwortlich zeichneten.
Während das Orchester, teils auf Originalinstrumenten, noch eine einigermaßen passable Qualität zusammenbrachte, waren die Stimmen der Darsteller großteils unzureichend. Noch als Leistung anzuerkennen die Titelheldin Leonore alias Fidelio (Claudia Iten) und auch der Inszenierungseinfall der Verwandlungsszene während der Overtüre. Hervorgestochen von allen Sängern hat Kerkermeister Rocco (Wolfgang Bankl) der sowohl in Spiel und Stimme Qualität bewies. Halbwegs erträglich Gouverneur Pizarro (Tomasz Konieczny) und Marzelline (Bernarda Bobro) und als schlichte Katastrophe Ronald Samm als Florestan. Obwohl die Hautfarbe gut gewählt war entschuldigt dies noch nicht, wenn jemand keine Stimme hat und sich in maßloser Selbstüberschätzung an einen Florestan vergreift, wobei auch die figurale Optik den zahllosen Vorbildern in dieser Oper widersprach.
Gesamteindruck: Man wollte eine wirklich anspruchsvolle Oper bieten. Dieses Experiment ist gründlich misslungen. Dazu müsste man wenigstens Sänger der Mittelklasse verpflichten, wie es anderen Produktionen im Sommer auch gelingt. Auf diesem Niveau allerdings wenig sehenswert. (edka)